Elektrik

Damit es immer schön warm ist, der Kühlschrank läuft und du kochen kannst, brauchst du eine Energiequelle. Dafür kommen mehrere Varianten in Frage, zum Beispiel Gas, Benzin/Diesel vom Fahrzeug oder andere Energieträger wie Brennsprit / Alkohol. Möchtest du hingegen eine schöne Innenbeleuchtung betreiben oder deinen Laptop aufladen, kommst du an einer Energiequelle nicht vorbei: Du benötigst eine Batterie. Welche Alternativen es sonst noch gibt, und was für Energiequellen ich in meinem Sprinter eingebaut habe, liest du in diesem Artikel.

Was die Energiedichte angeht, also Energie pro Gewicht, schneidet die Batterie eindeutig am schlechtesten ab. Deshalb würde ich man im Camper so wenig wie möglich mit Strom betreiben, denn die Batterien sind nicht nur schwer, sondern auch teuer. Ein Elektroherd benötigt zum Beispiel eine Leistung von 1000 bis 1800 Watt, und eine Heizung auch noch einmal 1000 Watt. Möchte man beide zusammen mit einer normal grossen Autobatterie betreiben (80Ah = 1Kwh bei 12V), wäre die Batterie bereits nach einer halben Stunde leer, mal abgesehen davon, dass sie wahrscheinlich gar nicht soviel Leistung liefern könnte. Dazu kommt, dass grosse Stromfresser meistens auf 230V laufen, die Batterie aber nur 12V liefert. Die Spannung muss mit grossen Verlusten durch einen Wechselrichter auf 230V Wechselstrom transformiert werden. Für Kochherd, Heizung, Boiler und vielleicht auch Kühlschrank muss also eine andere Lösung gefunden werden. Aber gerade für Licht und Wasserpumpe gibt es leider keine andere Möglichkeit, als eine Zweitbatterie im Camper einzubauen. In diesem Artikel präsentiere ich die elektrischen Installationen, die ich in meinen Camper eingebaut habe.

Zuerst einmal eine sehr schematische Darstellung der Elektronik in meinem Camper:

Schematische Darstellung der gesamten Elektronik im Eigenbau-Camper

Dimensionierung der Batterie

Eigentlich ist ja im Lieferwagen schon eine Batterie vorhanden, könnte man meinen. Diese ist aber nur dazu ausgelegt, den Motor zu starten und hat nicht eine extrem grosse Kapazität. Hängt man also die gesamte Bordelektronik daran, ist sie bald einmal leer und der Motor kann nicht mehr gestartet werden. Dazu kommt, dass Starterbatterien dazu konstruiert sind, in kurzer Zeit möglichst viel Leistung abzugeben, für den Anlasser. Beim Camping saugt man aber während längerer Zeit mit kleinen Leistungen die Batterie langsam leer, was nicht ideal ist. Denn eine Blei-Säure-Batterie sollte immer möglichst voll sein. Dann hält sie sich am längsten.

Es muss also eine Zweitbatterie her. Wie gross diese sein soll hängt davon ab, wie viele elektrische Verbraucher du hast und wie lange du autonom sein willst. Die Rechnung ist recht einfach: Die Batteriekapazitäten werden in Ah (Ampèrestunden = Ampère x Stunden) angegeben. Eine Batterie mit 80 Ah kann im Prinzip während 1 Stunde 80 Ampère liefern, dann ist sie leer. (Stimmt nicht ganz, denn wird auf kürzere Zeit viel Leistung benötigt, ist die Kapazität geringer. Aber für die Verwendung beim Camping, wo über längere Zeit kleinere Ströme verwendet werden, stimmen solche Berechnungen ganz gut.)

Wenn du die Leistung all deiner elektrischen Verbrauchern kennst, kannst du ausrechnen, wie lange die Batterie halten wird. (Leistung ist Spannung mal Stromstärke, P=U x I). Bei meinem Camper kommen die folgenden Verbraucher dazu:

-Kühlbox 10 W im Durchschnitt

-Boiler 200 W

-Wechselrichter 350 W maximal

-LED Beleuchtung 10 W

-Wasserpumpe 60 W

-Musikanlage 10 W

Würde ich alle Verbraucher gleichzeitig betreiben, käme ich auf ca. 600W, und meine Batterie (2 Banner Campingbatterien zu je 100 Ah @ 12V = 2,4 kWh) wäre innert 4 Stunden leer. Dazu könnte die Batterie solch grosse Ströme gar nicht liefern ohne Spannungsabfall. Wenn ich zum Beispiel kurzfristig den Boiler anschalte, bemerkt man den Spannungsabfall sofort an der Beleuchtung. Die LED habe ich nämlich ganz simpel mit Wiederständen an die Batterie gehängt, was nicht ideal ist. Besser wäre ein LED-Driver, mehr dazu im Kapitel Beleuchtung.

Aber Boiler und Wechselrichter werden wohl nicht allzu häufig auf höchster Stufe gebraucht, und die Wasserpumpe läuft ja auch nicht den ganzen Tag. Rechne ich mit einem höheren Durchschnittsverbrauch von 50 Watt, reicht die Batterie bereits 48 Stunden. Das sind 4 Tage wenn ich davon ausgehe, dass ich in der Nacht keinen Strom benötige. Dazu kommt die Energie des Solarpanels. Die Leistung ist mit 120 W angegeben, was aber nur tagsüber bei grösster Sonneneinstrahlung erreicht wird. Leistet das Solarpanel aber schon nur 60W während 8 Stunden, produziert es mir fast eine halbe Kilowattstunde an Energie pro Tag. Ich kann so gut eine Woche autonom am gleichen Platz bleiben, ohne den Motor laufen zu lassen oder den Camper am Strom anzuschliessen. Das ist recht lange, war aber auch das Ziel. Wer mit seinem Camper hauptsächlich auf Campingplätzen verkehrt, wo er immer einen Stromanschluss zur Verfügung hat, wird mit einer wesentlich kleineren Batterie auskommen.

 

Aufladen via Alternator

Während der Fahrt produziert der Alternator (Lichtmaschine) des Lieferwagens Strom, der dazu dient, die Starterbatterie aufzuladen. Daran kann auch die Zweitbatterie angeschlossen werden, dann ist sie immer schön voll, wenn eine längere Strecke gefahren worden ist. Die meisten Alternatoren liefern zwischen 50 und 70 A, das reicht für beide Batterien aus. Es muss einzig darauf geachtet werden, die Batterien nicht direkt zusammenzuschliessen: Sonst hat man nämlich eine einzige grosse Batterie, an der alle Verbraucher hängen. Und ist sie einmal leer, kann der Motor auch nicht mehr gestartet werden. Die beiden Batterien müssen also unabhängig voneinander betrieben werden, und das geschieht am besten mit einem Trennrelais. Dieses verbindet die beiden Batterien nur, wenn der Motor läuft. Dazu verwendet es die D+ Leitung als Steuersignal. Diese kommt direkt vom Alternator und ist immer nur dann unter Spannung, wenn der Alternator dreht. Dann schaltet auch das Relais, und die beiden Batterien sind verbunden.

Bild: Anschluss der Zweitbatterie mit Trennrelais. Je nach Relais muss eine Sicherung von 30 A eingebaut werden.

Das einzig schwierige an dieser Sache ist, die D+ Leitung zu finden. Entweder kann man im Motorraum den Alternator suchen, und D+ ist das blaue Kabel, welches den Alternator verlässt. Dann muss man aber ein Kabel vom Motorraum bis hin zum Batteriekasten legen, und je nachdem wo die Batterie liegt ist das nicht sinnvoll. Die zweite Variante ist, man sucht in der Betriebsanleitung des Lieferwagens, wo die Relais liegen. Beim Mercedes Sprinter ist das unter dem Fahrersitz, und mit etwas Glück sollte man dort die D+ Leitung finden.  Auch dort sollte es ein blaues Kabel sein, aber prüfe das zur Sicherheit nach: Beim laufendem Motor sollte die Spannung hoch sein (5V oder 12V, für das Relais spielt das keine Rolle), und bei ausgeschaltetem Motor sollte keine Spannung vorhanden sein. Bei meinem Sprinter war das beim erstbesten hellblauen Kabel  unter dem Fahrersitz der Fall.

Falls man die D+ Leitung nirgendwo findet, gibt es noch eine dritte Möglichkeit: Man verwendet einen D+ Simulator. Dieser bemerkt anhand der Batteriespannung, wann der Motor eingeschaltet wird und produziert dann ein Signal.

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6 Comments

  1. Désirée

    Toller ausführlicher Artikel! Kleine Frage, hast du die Elektronik vom Strassenverkehrsamt direkt abnehmen lassen oder musste das vorher jemand prüfen und dir dafür einen Fackel ausstellen den du dann auf dem Amt für die MFK abgegeben hast?
    Wir haben uns einen Ford Transit zugelegt und sind in der Planungsphase…

    Danke für die Antwort und gute Fahrt!

    1. Hallo Désirée,
      Die Elektronik hinten im Bus ist nicht Teil der Überprüfungen des Strassenverkehrsamts, aus dieser Sicht kannst du machen was du willst. Aber wenn du verhindern möchtest dass dir der Bus abfackelt würde ich dir eine gute Absicherung und Überprüfung durch einen Elektriker empfehlen. Viel Spass beim Planen, ist gerade der beste Moment dazu!
      Gruss Micha

  2. Elektrik muss ja nich von MFK abgenommen werden richtig? Wie sieht es aus, wenn man einen Gasherd einbaut? Muss man den Van dann zeigen?

  3. Ralf Beckers

    Schönen guten Tag!
    Toller Artikel, gut beschrieben, bei so viel Komplexität! Gratulation.
    Unser VW T4 sieht im Prinzip genau so aus.
    Du kannst mir bestimmt mit Deiner Erfahrung weiterhelfen:
    In den Bus sollen zwei Funkanlagen für HF und UHF/VHF eingebaut werden. Die Transceiver kommen irgendwo im Armaturenbrett unter. Die Antennen aufs Dach.
    Die Stromversorgung der Transceiver soll nicht von der Starterbatterie kommen, sondern von der Zusatzbatterie, die unterm Fahrersitz verbaut ist. Die 12V Leitung würde an der B-Säule Fahrerseite in den Himmel gehen und an der A-Säule Beifahrerseite wieder runterkommen. Teilweise den gleichen Pfad nehmen die Antennenleitungen! Ich befürchte im Sendebetrieb (bis zu 30 Watt HF!) Einkopplungen in die 12V Leitungen (und damit den ganzen Rest des Fzg), wenn die über 4 Meter fast parallel liegen.
    Zuhause würde ich ein ordentliches „Steuerkabel“ (Lapp Ölflex Classic) nehmen und den Schirm ohne Umwege direkt auf die Potentialausgleichsschiene des Gebäudes legen.
    Das ergibt in einem Kfz keinen Sinn. Was hältst Du davon, den Schirm einseitig (!) mit einer RC-Kombination aufs Chassis zu legen?
    Gruß aus Ostbelgien!
    Ralle

    1. Bin mir nicht ganz sicher ob ich dir da helfen kann. Wenn das RF-Kabel die 12V-Leitung stört, ist das sicher nicht weiter schlimm. Deine Verbraucher müssen auch mit Schwankungen auskommen können, aber umgekehrt wäre schlecht, da brauchst du die üblichen isolierten RF-Kabel. Zur Potentialausgleichsschiene: Ich habe bei mir alle Ground-Leitungen der Stromversorgung mit dem Chassis verbunden und damit gute Erfahrungen gemacht: Braucht weniger Kabel, und als Nebeneffekt hast du weniger Rost am Chassis.

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