Das Basisfahrzeug

Nachdem du dir bereits einige Gedanken über die Planung gemacht hast ist jetzt das Basisfahrzeug an der Reihe, also das Fahrzeug, auf dessen Basis du den Camper aufbaust. Der Verwendungszweck des Campers hat einen grossen Einfluss auf diese Wahl: In welchem Gelände bewege ich mich? Welche Ausstattung sollte Platz haben? Wieviele Sitzplätze soll der Camper haben? Welches Budget habe ich zur Verfügung?

Wie finde ich ein passendes Occasionfahrzeug?

Die Wahl ist sicher nicht einfach, es gibt zwar viele gebrauchte Transporter zur Auswahl, aber die meisten davon eignen sich nicht: Sie sehen schon recht gebraucht aus und rosten zum Teil bereits. Bei all der Zeit, die du in den Ausbau investieren wirst wäre es schade, auf eine solche Basis zu setzen… Je nach deinen Ansprüchen kann es also einige Zeit dauern, bis du ein gepflegtes, passendes Fahrzeug findest. Leichter fällt die Wahl natürlich, wenn du ein Budget für ein neues Fahrzeug zur Verfügung hast, denn daran wirst du sicher lange Freude haben.

Es gibt in der Schweiz diverse Plattformen, die auf den Weiterverkauf von Occasionfahrzeugen spezialisiert sind, zum Beispiel AutoScout oder Auto Ricardo. Der Schweizer Vergleichsdienst Comparis listet Inserate von allen diesen Plattformen auf seiner Website (Klicke auf „Fahrzeuge“). Wenn du eine Suche startest, siehst du gleich, von welcher Seite das Inserat stammt, wann es aufgegeben wurde, und ob sich der Preis seither verändert hat. Dann kannst du auch noch gleich die Versicherungsprämie für das Fahrzeug berechnen lassen und die günstigste Versicherung finden.

Für meine Wahl waren dann vor allem folgende Faktoren wichtig:

Grösse
Die Grösse des Basisfahrzeugs hängt in erster Linie von deinen Platzbedürfnissen und der Länge der Reise ab. Von einem normalen PW bis zum Lastwagen kann eigentlich alles zu einem Wohnmobil verwandelt werden, und das wird auch gemacht. Die kleinsten Camper, die mir bekannt sind, werden von der holländischen Firma Campuniq hergestellt, und zwar auf der Basis eines Kleinwagens. Das Platzkonzept ist dabei so ausgedacht, dass alles perfekt ineinander passt und so eine Küche, ein Bett, ein Tisch und noch recht viel Stauraum nebeneinander Platz haben. Trotzdem wird man in diesem Camper pro Tag recht viel umbauen und verstellen müssen, um darin zu leben.

Ein Mini-Camper der holländischen Firma Campuniq. Quelle: Campuniq

Das andere Extrema sind die riesigen Offroad-Wohnmobile auf LKW-Basis, die man hin und wieder sieht. Dort hat man Platz zum Verschwenden, dafür kann man mehrere Wochen autark in der Wüste verbringen, also ohne an Wasser oder Strom angeschlossen zu sein. Hier hat man zwar kein Platzproblem, hingegen kann ich mir vorstellen, dass die Unterhaltskosten recht hoch sein können. In der Schweiz gilt alles, was schwerer ist als 3,5 Tonnen als Lastwagen. Auf der Autobahn ist dann die Geschwindigkeit auf 80 km/h beschränkt, für schwere Wohnmobile auf 100 km/h. Dazu wird die Schwerverkehrsabgabe, die sogenannte LSVA fällig, die bei Wohnmobilen in Form einer jährlichen Pauschale entrichtet wird. Auch braucht man einen speziellen Führerschein, nämlich den Ausweis C1 bis 7,5t, und für schwerere Gefährte dann den LKW-Führerschein. Die älteren, respektiv weniger jungen Autofahrer sind alle noch im Besitz des C1-Führerscheins, früher gabs den noch gratis. Aber immer mehr Autolenker dürfen mit den schwereren Mobilen nicht mehr fahren, deshalb könnte später auch einmal der Verkauf schwierig werden bei einem schwereren Gefährt. Aus diesen Gründen empfehle ich, die Grenze von 3,5t nicht zu überschreiten. Für die meisten 2-3 Plätzer ist das problemlos möglich, bei grösseren Wohnmobilen wird es schon schwieriger. Aber auf jeden Fall sollte man auf die im Fahrzeugausweis angegebenen Nutz- und Achslasten achten. Je nach Grösse des Ausbaus braucht man mindestens 500kg-700kg Nutzlast. Damit man danach noch eine anständige Zuladung hat, sollte man schon eine anständige Nutzlast wählen. Mein 3,5-Tönner hatte eine Nutzlast von 1300kg. Wieviel davon übrig geblieben ist, wird sich bei der Umprüfung zum Wohnmobil sehen

32-tönniges Offroad-Wohnmobil an einer Messe in Düsseldorf. Quelle: gizmag.com

Ich habe mich für eine Grösse zwischen den beiden entschieden. So ist mein Camper jetzt so klein, dass er fast in jede Parklücke passt und sich fährt wie ein normaler PW. Trotzdem bietet er genug Platz für alles Nötige und ganz wichtig: Stehhöhe im Innenraum. Hier kommt es wieder darauf an, wozu du den Camper verwenden willst: Brauchst du ihn nur für das jährliche Zelten auf dem Campingplatz im Süden und wohnst du dann jeweils halb draussen und nur halb im Bus, dann muss er ja nicht unbedingt Stehhöhe haben. Toilette und Dusche braucht man in dem Fall auch keine, dafür vielleicht fünf Sitzplätze für Personen, die dann in einem Zelt schlafen. Der Camper dient dann wohl eher als Infrastruktur und Stauraum, und das Wohnen findet draussen statt. Sobald man aber für kurze Aufenthalte verreisen oder frei campieren möchte und dabei mehrheitlich im Innenraum lebt, dann muss etwas grösseres her als das legendäre VW-Bussli.

Die legendären VW- Campingbussli: Bieten die nötige Infrastruktur fürs Camping rundherum. Quelle: classiccars.com

Die meisten Hersteller bieten ihre Lieferwagen in drei bis vier verschiedene Längen an. Bei Mercedes hat die kürzeste Version eine Innenlänge von 2.60m, was gerade reicht für ein Bett und eine 60cm breite Küchenablage. Für einige mag das genug sein, jedenfalls parkiert sich damit sehr leicht. Ich habe mich für die Standardversion entschieden, diese hat eine Innenlänge von 3.20m, damit hat man schon wesentlich mehr Freiraum für die Grundrissgestaltung. Dann gibt es auch noch die Versionen Lang und Maxi-Lang, aber das sind schon wesentlich längere Gefährte. Das Parkieren in der Innenstadt wird nicht einfach sein, und auf vielen Fähren rutscht man mit mehr als 7m in eine höhere Tarifklasse. Anstelle einer Maxi-Version würde ich eher einen etwas breiteren Transporter mit Alukoffer-Aufbau wählen, der dafür weniger lang ist. Aber bei dieser Grösse kann man auch gleich ein fertiges Wohnmobil ab Stange oder Occasion kaufen, denn im Gegensatz zu den Kleinen gibt es hier alle möglichen Varianten und Arten am Markt. Nur bei den kleinen, kompakten Campern liess bei mir die Auswahl zu wünschen übrig: Die meisten waren zu klein, also ein Zelt+ ohne vernünftige Stehhöhe und boten nicht die nötige Ausstattung. Es musste also etwas selbstgebautes her: Aussen klein und innen trotzdem gross, das sind die idealen Masse für einen Camper 😉

Grössere Ausbauvariante mit Alukoffer-Aufbau. Quelle: AutoScout24

Sitzplätze
Die meisten Transporter bieten vorne drei, seltener zwei Sitzplätze. Diese sind zum Sitzen während der Fahrt bereits zugelassen, und sofern man nichts daran verändert (Gurte, etc…) wird man bei der Fahrzeugprüfung keine Probleme haben. Möchte man mehr Sitzplätze als die bereits eingebauten, wird es kompliziert: Normalerweise werden nur vom Hersteller erlaubte, an den Originalfixpunkten angebrachte Sitzbänke zugelassen. Selberbauen geht hier aus Sicherheitsgründen nicht. Will man mehr als 3 Sitzplätze ist es am einfachsten, einen Transporter mit einer zusätzlichen Sitzreihe zu kaufen. Der Gestaltungsfreiraum für den Innenraum ist dann aber deutlich kleiner. Es gibt auch Sitzreihen speziell für Camper, diese sind vom Strassenverkehrsamt zugelassen, sofern sie richtig eingebaut werden. Manchmal können sie auch gleich in ein Bett verwandelt werden. Nachteil: Man muss dafür zwischen 2’000 und 4’000 Franken einrechnen… Ich habe keine zusätzlichen Sitzbänke eingebaut. Mehr Wohnraum als für 3 Personen bietet ein Camper in dieser Grösse sowieso nicht.

3-er Sitzbank mit Schlafffunktion im Bausatz. Quelle: Wildcamper

Eine Frage, die man sich auch schon vor der Fahrzeugwahl stellen sollte: Will ich vorne 3 Sitzplätze oder lieber nur 2 und dafür einen Durchgang zum Wohnbereich? Mit 2 Sitzplätzen und Durchgang gibt es auch die Möglichkeit, sogenannte Drehkonsolen unter dem Fahrer- und Beifahrersitz einzubauen. Die Sitze können dann um 180° gedreht werden und zum Wohnen dienen, man könnte direkt dahinter einen kleinen Tisch einbauen. Und um wegzufahren braucht man nicht auszusteigen, das ist für viele das wichtigste Argument, die Trennwand zu entfernen und einen Durchgang einzubauen.

Ich habe mich für die Variante mit 3 Sitzplätzen entschieden. Der Vorteil davon ist, dass man so vorne automatisch noch ein zusätzliches Bett hat, zumindest für den Notfall. Man könnte sogar ein zusammenklappbares Bettgestell zimmern, das sich auf die Sitze legen lässt, um ein angenehmeres Bett zu schaffen. Und der Platz unter der Sitzbank kann für die Technik (Batterie, Ladegeräte) und als Stauraum verwendet werden. Da er nicht im Wohnraum liegt, kann so auch ein Batterietyp verwendet werden der sonst für den Wohnraum nicht zugelassen wäre, zum Beispiel eine Blei-Säure-Batterie. Diese Information ist ohne Gewähr, mal schauen was das Strassenverkehrsamt dazu sagt… Aber bei meinem Mercedes Sprinter ist sogar die originale Motor-Batterie in der Fahrerkabine eingebaut, deshalb sollte auch die Zweitbatterie keine Probleme bereiten. Und wohl der wichtigste Vorteil: Man hat einen wertvollen Sitzplatz mehr!

Alter / Kilometer
Alter und Kilometer, also der allgemeine Zustand des Fahrzeugs, bestimmen zu grossen Teilen  dessen Preis. Es hängt also vom Budget ab, wie neu das Basisfahrzeug sein wird. Ich kann aber empfehlen, eher ein jüngeres Fahrzeug mit einer hohen Kilometerleistung zu wählen als ein altes, das dafür weniger weit gefahren ist. Als Camper werden im Normalfall weniger Kilometer zurückgelegt werden als im Lieferwagen-Betrieb. Die Fahrzeuge werden dadurch älter, und das grösste Problem wird wahrscheinlich eher der Rost sein als ein defekter Motor. Und wenn auch: Ein Ersatzmotor kostet nicht alle Welt und ist wohl immer noch einfacher repariert als eine durchgerostete Karosserie…

Rost an einem Baustellenfahrzeug. Quelle: AutoScout24

Gründe, die für ein älteres Modell sprechen gibt es auch: Es ist weniger Elektronik verbaut, die manchmal recht unvzuverlässig ist, und die vor allem mitten in der Wüste niemand reparieren kann. Für geländegängige Abenteuer-Wohnmobile kommen deshalb gerne auch Fahrzeuge mit Jahrgang vor 1990 zum Einsatz, trotz des hohen Spritverbrauchs. Auch gesetzliche Regulierungen punkto Sicherheit beziehen sich jeweils auf das Jahr, in dem das Fahrzeug gebaut wurde. So ist es bei einem Transporter, der vor 1998 gebaut wurde noch möglich, hinten Sitze ohne Gurte einzulösen (je nach Strassenverkehrsamt). Ein weiterer Grund ausser dem Preis ist, dass Isolation und Fenster einfacher eingebaut werden können, da die Karosserie weniger profiliert ist. In meinem Sprinter mit Jahrgang 2007 hätte ich nicht viel grössere Fenster einbauen können: Überall kommen tragende Elemente in den Weg, die nicht durchtrennt werden dürfen. Und wegen den vielen Verschachtelungen der Struktur war das Isolieren besonders mühsam.

Mein Basisfahrzeug: Mercedes Sprinter 315 CDI jg. 2007 vor dem Ausbau.

Trotzdem fand ich die Argumente für ein neueres Modell dann überzeugender. Mein Basisfahrzeug mit dem Jahrgang 2007 war beim Kauf erst 7 Jahre alt und hatte bereits 250’000 km zurückgelegt. Das mag im Vergleich zu einem Auto als hoch erscheinen, aber Transporter sind für ganz andere Laufleistungen konzipiert als Personenwagen; von einem Mercedes Sprinter darf man zwischen 350’000 und 500’000 km erwarten. Es gibt sogar ein Beispiel von einem Kurier, der ohne eine einzige Reparatur eine Million Kilometer erreicht hatte, ausser Service und Verschleissteilen natürlich. Aber es kommt immer auch darauf an, wozu der Transporter verwendet wurde, und wie gut er gepflegt wurde. Ein Kilometer auf der Autobahn nutzt das Fahrzeug deutlich weniger ab als ein Kilometer im Baustellenbetrieb, wo häufig unbefestigte Strassen befahren oder die Fahrzeuge im Dreck stehen gelassen werden. Da lohnt es sich zu fragen, woher das Fahrzeug stammt. Eine gute Wahl sind Fahrzeuge, die aus einem Leasing stammen. Dort ist man sicher, dass alles gut gewartet und regelmässig die Services gemacht wurden. Aber auch der optische Zustand sagt etwas aus: Die Abnutzung von Lenkrad und Sitzpolster geben Aufschluss darüber, wie viel gefahren bzw. ein- und ausgestiegen wurde. Ganz besonders sollte man auch auf Rost achten, vor allem an heiklen Stellen. Weitere Tipps zum Occasionkauf gibt es viele, man findet sie überall im Internet.

Marke

Recht viele Automarken bieten Lieferwagen in der gesuchten Grösse an, aber nicht alle davon sind brauchbar. Man muss sich nur einmal achten, von welchen Herstellern die meisten Wohnmobile sind. Wenn man eine solche Marke wählt macht man sicher nichts falsch, denn die Wohnmobilbesitzer und -bauer müssen gute Erfahrungen damit gemacht haben, sonst würden sie schon lange mit anderen Basisfahrzeugen arbeiten. Genaue Auskunft über Preis/Leistung, Wartung und Verbrauch geben die vielzähligen Nutzfahrzeug-Vergleichsplattformen im Internet. Hier trotzdem eine kurze Übersicht im Bezug auf Wohnmobile:

Mercedes-Benz

Der Sprinter vor 2006
Der Sprinter nach 2006

 

Die robusten Mercedes Sprinter sieht man als Wohnmobil recht häufig. Die meisten Modelle von Hymer sind zum Beispiel auf Mercedes-Basis aufgebaut.

Auf dem Occasion-Markt sind die Sprinter recht gefragt und deshalb schwierig zu bekommen. Das hat seine Gründe: Viele Kurierdienste und Spediteure schwören auf Mercedes, vor allem wegen dem ausgezeichneten und schnellen Werkstattdienst und der weltweiten Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Wie wichtig ein schneller Werkstattdienst für ein Wohnmobil ist sei dahingestellt, aber der gute Ersatzteildienst weltweit könnte ein wichtiges Argument für Mercedes sein, je nachdem wo Ihre Reisen Sie hinführen sollen.

Die Motoren sind robust gebaut und wartungsarm: Sie kommen ohne Zahnriemen aus, der bei allen anderen Marken kostspielig ersetzt werden muss. Dafür ist der Verbrauch etwas höher als zum Beispiel beim Fiat Ducato. Die älteren Motoren mit Jahrgang vor 2006 sind etwas robuster, die neueren haben manchmal Probleme mit dem Turbolader. Aber in den Internet-Foren findet man mehrere Meinungen darüber, welches jetzt der beste Motor ist… Aber mit einer Laufleistung von 350’000km sollte man bei Mercedes rechnen können.

Die Sprinter haben Hinterradantrieb, was Vor- und Nachteile hat, siehe „Antrieb“. Aber ein entscheidender Grund für den Mercedes war für mich die Breite: Die Sprinter, (übrigens auch Crafter und LT von VW) sind ca. 10cm schmaler als die anderen Transporter und passen damit in der Breite noch auf normale PW-Parkplätze. Ein anderer Camper würde in der Breite nicht mehr auf meinen Parkplatz passen, aber auch unterwegs in Städten ist es praktisch wenn man überall parkieren kann. Hingegen kann man deswegen das Bett nicht quer zur Fahrbahn einbauen, siehe im Artikel „Grundriss“.

Manchmal hört man Gerüchte, die Sprinter würden ungewöhnlich schnell rosten. Ich kann das nicht bestätigen, aber es kommt sicher immer darauf an, wie gut das Fahrzeug gepflegt wird. Ohne regelmässiges Waschen im Winter fängt wohl jede Marke an zu rosten…

Fiat/Citroën/Peugeot

Der Fiat Ducato
Citroën Jumper
Das bei Wohnmobilen am häufigsten angetroffene Basisfahrzeug ist ohne Zweifel der Fiat Ducato. Er überzeugt mit einem robusten Motor und einem tiefen Verbrauch. Er ist wohl auch wegen seinem guten Preis-Leistungsverhältnis so weit verbreitet Im Gegensatz zum Sprinter ist er mit einem Frontantrieb ausgestattet, was auch hier wieder seine Vor- und Nachteile hat. Er ist genug breit, dass ein Bett quer zur Fahrtrichtung Platz hat, was eine grössere Anzahl von Möglichkeiten bei der Grundrissgestaltung zur Folge hat.

Was jedoch die Kilometerleistung angeht bin ich nicht sicher, ob er mit Mercedes mithalten kann. Gemäss einem im Internet gerne zitierten Kurierdienstunternehmer sind Ducatos nach 80’000 – 100’000km im Kurierdienst „platt“. Ein Camper ist zwar kein Kurierfahrzeug, aber auf jeden Fall sollte man gut schauen woher das Fahrzeug stammt, ob der Zahnriemen bereits ersetzt wurde…

Aber immerhin hat Fiat auch einen eigenen Werkstattservice für Nutzfahrzeuge, häufig zusammen mit Iveco.

Wie bei VW und Mercedes sind auch hier die Nutzfahrzeuge von Fiat, Citroën und Peugeot weitgehend identisch, deshalb verzichte ich darauf, die beiden Franzosen separat aufzuführen. Aber vor allem bei kleineren Campern auf Lieferwagen-Basis trifft man sie recht häufig an.

VW

VW LT
VW Crafter
Die Modelle von VW und Mercedes sind mehr oder weniger identisch, ausser dem Motor und einigen optischen Veränderungen. Der LT entspricht dem Sprinter vor dem Jahr 2006 und der Crafter ist die VW-Version vom Sprinter nach 2006. Die Motoren sind etwas wartungsintensiver als die von Mercedes (leider haben sie einen Zahnriemen), und der Ersatzteildienst etwas weniger schnell. Aber für ein Wohnmobil gelten ja wohl nicht die gleichen Ansprüche wie für ein Kurierdienstunternehmen, das mit seinen Fahrzeugen Geld verdienen muss.

Legendär sind die alten VW-Camperbussli, zum Beispiel von Westfalia. Und auch heute sieht man von VW vor allem kleinere Camper, zum Beispiel das Modell California, das auf PW-Basis aufgebaut ist. Grosse Wohnmobile von VW sieht man aber nicht häufig.

Ford

Ford Transit
Der Ford Transit ist eine preisgünstige Marke, die vor allem bei Handwerkern geschätzt wird, die wenige Kilometer zurücklegen. Bei guter Wartung und moderater Kilometerleistung können sie ziemlich lange leben.

Man sieht auch einige Wohnmobile, die von Anfang an auf Ford-Basis aufgebaut wurden. Einen Ford-Eigenbau habe ich aber noch nie gesehen. Das liegt vielleicht auch daran, dass die Handwerker-Karren optisch ziemlich in einem schlechten Zustand sind, wenn sie ausgemustert werden. Bei meiner Suche nach einem Occasion waren alle Transit zu kurz oder hatten eine zu geringe Nutzlast.

Iveco

Die Transporter von Iveco sieht man häufig auf Baustellen. Entsprechend robust und grob müssen diese Fahrzeuge sein. Es gibt sie mit Front- und Heckantrieb, wobei der Heckantrieb etwas zuverlässiger ist. Da Iveco auch Lastwagen produzieren, ist der Nutzfahrzeugservice entsprechend gut. Auch als Wohnmobil sieht man Ivecos nicht selten.

Wie die Sprinter sind sie etwas schmaler als andere Lieferwagen. Ich fand sie aber etwas zu spartanisch und grob, um darin zu wohnen.

Nissan / Opel / Renault

Camper auf Basis des neuen Renault Master
Nissan und Opel sind sehr selten als Wohnmobil anzutreffen, obwohl es eigentlich auch Transporter in der richtigen Grösse gäbe. Wahrscheinlich liegt das daran, dass diese Marken nur schwach im Nutzfahrzeugbereich vertreten sind und die Wohnmobilbauer wenig Erfahrung damit haben. Nutzfahrzeugservice gibt es gemäss einem Kurierdienstunternehmer keinen, die Fahrzeuge würden als „Gross-PKW“ betrachtet.

Renault hat in der letzten Zeit aufgeholt, und vom neusten Transporter, dem Renault Master, sieht man hin und wieder Wohnmobile.


Antrieb

Hier muss man entscheiden zwischen Vorder- und Hinterradantrieb. Der Vorderradantrieb bietet den Vorteil, dass der schwere Motor auf der Antriebsachse liegt, und die Bodenhaftung somit auch bei einem leeren Transporter optimal ist. Fahrzeuge mit Hinterradantrieb sind eigentlich nicht gebaut, um leer damit herumzufahren. Rückwärts um die Kurve eine Kiesstrasse hoch, das wird mit einem leeren Hintertriebler sogar im Sommer problematisch… Ganz leer wird das Wohnmobil ja nicht sein, aber bei der Grundrissplanung sollte man darauf achten, wenigstens die schweren Komponenten wie Wassertank nahe den Hinterachsen zu platzieren, um bessere Fahreigenschaften zu erreichen. Der entscheidende Vorteil des Hinterradantriebes ist der kleinere Kurvenradius. Da der Antrieb nicht auf der gleichen Achse ist wie die Lenkung, ist ein besserer Einschlag möglich, man kann sich beim seitwärts Parkieren einiges an Hin und her sparen…

Je nach Einsatzzweck des Campers empfiehlt sich ein Allrad-Antrieb. Diese sind auf dem Occasionmarkt aber schon wesentlich schwieriger zu finden, und wegen dem höheren Verbrauch sollte man sich schon die Frage stellen, ob man den wirklich braucht. Aber wenigstens ein Sperrdifferential sollte der Bus haben, sonst kann es vor allem beim Hinterradantrieb vorkommen, dass man irgendwo auf dem Camping stecken bleibt.

Wohnmobil auf 4×4-Basis. Quelle: creative mobile interiors

Türen / Fenster
Die allermeisten Lieferwagen haben eine Schiebetür sowie eine Hecktür. Für die gesetzlichen Anforderungen reicht das bereits, denn sie verlangen mindestens zwei Ausstiege auf zwei verschiedenen Seiten des Fahrzeugs. Die Schiebetür muss aber unbedingt auf der rechten Seite liegen, also auf der dem Verkehr abgewandten Seite! Ein sehr schönes Konzept habe ich bei einem Fahrzeug mit zwei Schiebetüren gesehen: Die rechte Tür wird als Einstieg verwendet, und vor der linken Schiebetür befindet sich die Küche. So hat man eine Servicetür, durch die man bequem die unter der Küche platzierten Wassertanks befüllen und entleeren kann.

Am idealsten ist ein Fahrzeug ohne jegliche Fenster im Laderaum. Die normalen Fahrzeugscheiben sind nämlich überhaupt nicht isoliert, besser baut man Campingfenster ein. Diese kann man erst noch öffnen, und meistens ist gerade ein Rollo integriert, mit dem der Innenraum zusätzlich isoliert und abgedunkelt werden kann. Hat das Basisfahrzeug trotzdem hinten zwei Fenster, ist das nicht extrem schlimm. Die gleichen Effekte erzielt man auch mit einem Vorhang oder Iso-Matten. Ich rate aber davon ab, ein vollverglastes Fahrzeug zum Camper umzubauen. Auch mit einer Rundum-Tönung wird es immer noch zu schlecht isoliert sein, und irgendwo will man ja auch noch Schränke einbauen, oder einfach eine Wand haben.

Einbau eines Campingfensters.

Farbe
Wenn du jetzt immer noch eine zu grosse Auswahl an Fahrzeugen hast, kannst du auch noch die Farbe einschränken. Am besten eignet sich weiss oder ein heller Farbton, weil dunkle Farben viel mehr Sonnenstrahlung absorbieren und es im Sommer ganz schön heiss werden kann. Des Weiteren sollte die Farbe etwas diskret sein, damit man nicht sofort als Camper auffällt. Einerseits wegen Einbrechern, aber auch wenn man irgendwo frei campieren möchte. Wenn du die Bilder von meinem Camper auschaust, siehst du, dass mir diese Kriterien nicht besonders wichtig waren. Durch die schwarze Farbe ist es im Sommer schon etwas heisser, aber meistens steht man ja im Schatten und kann auch das Fenster öffnen. Und im Winter ist es sogar ein Vorteil, man hat zumindest am Tag eine gratis Heizung.

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3 Comments

  1. Reto Ambauen

    Erstens die ach so KM fressenden Sprinter der ersten Jahrgänge haben alle zwischen 80000 und 100000 km einen neuen Motor bekommen. Die Motoren platzen weil die Injektoren schon nach kurzer Zeit einseitig einspritzen. Folge kapitaler Motorschaden. Thema Rost und Sprinter / Crafter, diese rosten schon nach kurzer Zeit und teils (zumindest in der Schweiz nicht reparierbaren sprich vom Strassenverkehrsamt nicht zur Reparatur zugelassenen Orten (Dach).
    Fiat Ducato Wenn der Zahnriemen nach 8 Jahren und vor 200000 km gewechselt wird inkl. Wasserpumpe halten die Motoren ca. 1000000 km. Rost ist ab dem Baujahr 2006 (Chassis Typ X 250) nicht mehr (ganzes Fahrzeug ca. 5 mal Phosphatiert mit Zugabe von Zink und noch diversen Stoffen. Normal wird nur in einem Durchgang Phosphatiert.
    Es grüsst eideg. diplomierter Automechaniker mit über 35 Jahren Berufserfahrung und Berufs-Abchluss als Autolackierer .

  2. Mladen Sistek

    Sehr informative Informationen. Herzlichen Dank.
    Was ich nicht gefunden habe ist die Frage nach dem Getriebe Automat oder Geschaltet?
    Was wäre denn Deine Empfehlung?

    1. Das ist eine gute Frage und sicher Geschmacksache, da kann ich keine generelle Antwort geben. Ich wollte eigentlich ein manuell geschaltetes Modell, habe dann meinen Lieblings-Sprinter nur als Automat gefunden und bin bisher sehr zufrieden.

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