Für einige Vans können bereits fixfertige Möbel-Sets für teures Geld gekauft werden. Es ist aber keine Hexerei, die Möbel für den Camper selber zu bauen, du brauchst lediglich ein Händchen für Holzbau, aber auch das kann man lernen. Wichtiger ist es, den Anforderungen an den Campermöbeln gerecht zu werden, denn sie müssen nicht nur robust sondern auch leicht sein. Meine Erfahrungen mit dem Möbelbau.
Ausgangslage
Mein Hintergrund liegt eher in der Elektrotechnik, trotzdem wollte ich mich auch am Möbelbau versuchen, und ich glaube es ist gelungen. Für die Möbel hatte ich nicht ein grosses Budget vorgesehen, mit dem Gedanken, später einmal eine 2. Version des Innenausbaus zu machen. Einige der Möbelteile habe ich sogar von Ikea. Wenn die kritischen Teile verstärkt werden, geht sogar das sehr gut. Nachteil: Die Spanplatten quillen auf, wenn sie nass werden. Auf den Feuchtigkeitshaushalt sollte dann sehr gut geachtet werden.
Materialien
Die Anforderungen ans Material sind nicht gerade einfach. Das Gewicht ist ein limitierender Faktor, der komplette Ausbau darf in den meisten Fällen nicht mehr als 500-600kg wiegen, sonst wird mit der Zuladung die Nutzlast schnell überschritten. Gleichzeitig sind aber die Möbel im Camper grossen Vibrationen und Belastungen ausgesetzt, während der Fahrt verbiegt sich das Chassis und der Aufbau gleich mit. Sehen kann man das nicht, aber einige Millimeter Schwankung zehrt an Schrauben und Materialien, auch beim Innenausbau. Im Sommer kann es im abgestellten Camper bis zu 80°C werden, im Winter vielleicht -20°C. Auch das wird einen Einfluss haben auf Möbel. Bei der Auswahl des Klebers sollte darauf geachtet werden, dass er auch grössere Temperaturen übersteht.
Am besten eignen sich Fahrzeugplatten und Dreischichtplatten, diese halten grosse Belastungen aus. Ich habe für meinen Tisch eine Sperrholzplatte mit 3 Schichten verwendet, aus dem Grund dass der Tisch in der Nacht zum Bett umfunktioniert wird. Für weniger kritische Komponenten, z.B. kleine Möbel, tun es auch Einschichtplatten. Bei mir ist sogar die Sitzbank aus Einschichtplatten, hingegen musste ich sie auf der Rückseite verstärken, damit die Platten nicht brechen können.
Einbau
Den Möbeleinbau habe ich nicht gross geplant, geht auch gar nicht. Ein Van, vor allem der neueren Generation, ist nirgendwo rechtwinklig, der Sprinter ist oben sogar weniger breit als unten. Bei den Möbeln gilt also: Messen, anpassen, messen, anpassen… Bis sie sich am Schluss genau an der Karosserie anfügen.
Die Möbel müssen fest mit dem Fahrzeug verschraubt werden. Am besten eignen sich dazu Nieten, an allen doppelten Blechstellen kann ein Loch gebohrt und ein Lochblech angenietet werden. Zum Teil habe ich auch die Möbel so angepasst, dass ich feste Zurrpunkte am Fahrzeug verwenden konnte. Diese sind normalerweise zur Ladungssicherung vorgesehen. Dazu sind meine Möbel wie z.B. Küche auch noch fest mit der Bodenplatte verschraubt. Bisher haben sie so schon etliche Notbremsungen ausgehalten.
Um Zeit zu sparen, habe ich auch IKEA-Möbel eingebaut, beispielsweise die Küche. Damit diese aber ins Fahrzeug passt, musste ich sie so stark anpassen, dass es wahrscheinlich schneller gegangen wäre, selber etwas zu bauen. Auch musste ich wichtige Teile zusätzlich verstärken, zum Beispiel dort wo der Wassertank eingebaut ist. Ich kann das Einbauen von IKEA-Material nicht empfehlen, auch da die Spanplatten bei Feuchtigkeit aufquellen können. Bisher hat meine IKEA-Küche aber schon 50’000km hinter sich und alle Strapazen gut überstanden.
Bodenplatten
Was den Camper erst richtig wohnlich macht, ist ein echter Boden. Ich habe dazu einen robusten Klickparkett eingebaut, was sehr einfach geht.
Schranktüren
Was im Camper noch anders ist als in einer Wohnung: Vor der Fahrt müssen alle Türen so verriegelt werden, dass sie nicht aufgehen können. Und das erweist sich als sehr, sehr schwierig. In meinem Kofferraum-Schrank habe ich einen Schrank mit Schublade eingebaut, die in Fahrtrichtung aufgeht. Hier reichte nicht einmal ein Riegel, denn durch die Vibrationen ging auch der Riegel während der Fahrt immer wieder auf! Was schliesslich geholfen hat, war die Kombination von Riegel und Magnet. Wegen dem Magnet kann sich der Riegel jetzt nicht mehr nach oben schieben.
Pushlocks für die sichere Verriegelung
Deshalb empfehle ich unbedingt den Einsatz von sogenannten „Pushlocks“. Wird der Knopf hineingedrückt, ist die Schublade oder der Schrank sicher verschlossen für die Fahrt. Mit dieser Variante kann man auch mal vergessen, einen Schrank zu verschliessen, mit fatalen Konsequenzen… Eine gute Alternative sind deshalb auch Magnete. Es gibt sogar solche mit Bohrung, damit sie mit dem Möbel verschraubt werden können. In meinem Camper halten die sehr gut und es ist deswegen noch nie ein Schrank aufgegangen.
Bett und Sitzgruppe
Mein Bett lässt sich aus einem schwenkbaren Tisch und der Sitzgruppe bauen, mehr dazu beim Grundriss. In solchen Fällen lohnt es sich, fertige Teile zu kaufen, die genau für diesen Zweck vorgesehen sind. Wie in meinem Fall ein schwenk- und höhenverstellbarer Tischfuss aus Aluminium, mit dem ich sehr zufrieden bin.
Weitere Details und Stauraum
Was bei den ersten Reisen oft fehlte, war der richtige Stauraum am richtigen Ort. Jeder wird etwas anders im Camper leben, der Bedarf nach Stauräumen & Ablagen ist deshalb unterschiedlich. Ich habe im Laufe der Zeit einige weitere kleine Veränderungen vorgenommen, um meine Sachen ideal zu verstauen.
Erfahrungen nach 5 Jahren Camping und 50’000km
Insgesamt bin ich mit meinen Möbeln sehr zufrieden und erstaunt, was ein Holzbau alles aushält. Änderungen die ich machen musste und Dinge, die ich repariert habe:
- Verstärkung im Küchenmöbel und Fixierung des Wassertanks
- Magnete waren nur geklebt, diese fielen oft ab. Schrauben hält besser.
- Verschlüsse und Riegel, wie oben beschrieben
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